Rosa Löw
Rosa Löw und Mutter Ida
Frau Rosa Löw wurde 1879 als sechstes Kind des Ehepaares Josef und Ida Löw (geb. Kühn) in Kempten geboren. Die Eltern stammten beide aus Altenstadt an der Iller, heirateten 1874 in Kempten. Der Vater war Viehhändler. Seit 1900 wohnt die Familie in der Bahnhofstraße 10, seit 1914 ist sie Besitzer dieses Hauses. Vater Josef stirbt 1904 im Alter von 56 Jahren. Bruder Albert kämpft als Offizier im Weltkrieg. 1919 zieht er mit der frisch vermählten Ehefrau Hedwig Herz in das Familienhaus. Im Abstand von einem Jahr kommen die beiden Töchter zur Welt, Luzie und Traudl.
Damit Platz frei wird, ziehen Schwester Rosa, mittlerweile 40 Jahre alt und unverheiratet und Mutter Ida aus, und ca. 100 Meter weiter „oben“ in die Bahnhofstraße 1 (jetzt 15) ein. Die Wohnung in diesem sogenannten Schachenmayr-Haus ist geräumig. Man pflegt gute Kontakte mit der bürgerlichen Gesellschaft, das kann man heute noch bei Gesprächen mit Zeitzeugen heraushören. Nach dem Tod der Mutter Ida 1929 nimmt Rosa Löw Untermieter auf. Zur Familie in der Bahnhofstraße 10 besteht enger Kontakt. Die heute 88jährige Nichte Traudl spricht jetzt noch von der lieben Tante und bedauert, dass man sonst so wenig von ihr weiß.
Während Bruder Albert und Schwägerin Hedwig ein Visum für England bekommen und Ende Juni 1939 abreisen und die beiden Nichten rechtzeitig mit dem Kinderzug nach England gelangen, ist Rosa dieser Ausweg verwehrt. Sie wird aus ihrer Wohnung ausgewiesen, kann noch drei Monate im bereits verkauften, das heißt arisierten Haus des Bruders wohnen und zieht Ende Juni 1939 nach Augsburg. Von da an wissen wir nichts mehr über ihr Leben. Dank der Nachforschungen von Gernot Römer ist lediglich bekannt, dass sie am 31.3.1942 aus dem Haus Kaiserstraße 49 deportiert wurde, auf dem Weg über das Sammellager Knorrstraße 148, München/Milbertshofen, in das Übergangsghetto Piaski gebracht und in einem der umliegenden Vernichtungslager ermordet wurde.
„Recherchen und historisch-wissenschaftliche Darstellung: Dr. Peter Schindler †, Kempten“
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